Mit tiefer Ergriffenheit und schwerem Herzen gibt der Vorstand der UFE Berlin bekannt, dass Nicole Krämer uns gestern Nachmittag verlassen hat. Eine große Dame ist von uns gegangen, und mit ihr erlischt ein bedeutender Teil unseres kollektiven Gedächtnisses.

UFE-Berlin, den 9. Dezember 2025
Von der Canebière zur Caserne Napoléon
Als sie mit zwanzig Jahren aus Marseille ankam, brachte Nicole die Sonne des Südens und einen unverwüstlichen Enthusiasmus mit sich. Berlin wurde ihr Schicksal. Mit vorbildlicher Hingabe diente sie bis zum letzten Tag in der Verwaltung der Caserne Napoléon. Dieses „Quartier“, fünfzig Jahre lang das schlagende Herz der französischen Präsenz, war ihre Welt. Als privilegierte Zeitzeugin sah sie, wie sich der Besatzer der Nachkriegszeit zu einem unverbrüchlichen Verbündeten wandelte, der die Freiheit der West-Berliner beschützte.
Eine Wächterin der Erinnerung
Auch wenn Nicole nie eine Uniform trug, besaß sie die Seele einer Soldatin der Erinnerung. Nie fehlte sie am 8. Mai, 14. Juli oder 11. November.

Pflichtbewusst erwies sie jenen die Ehre, die für die Freiheit Berlins gefallen waren oder in diesem Vorposten der freien Welt dienten.

Sie hatte ihren Lebensmittelpunkt in Reinickendorf gefunden und ihre Familie inmitten von Berlinern verankert, die im Laufe der Jahre zu teuren Freunden wurden.
Die Seele der UFE: Dienen, ohne etwas zu erwarten
Gleich nach ihrer Ankunft machte sich Nicole den Kampf der Union des Français de l’Étranger zu eigen. Sie verkörperte den Adel unserer Mission: isolierten, bedürftigen oder fern ihrer Wurzeln lebenden Franzosen die Hand zu reichen. Nach Jahren des Engagements wurde sie unsere Vizepräsidentin und war die unermüdliche Gestalterin unseres Miteinanders.

Vom Dreikönigskuchen bis zu deutsch-französischen Festen, über Pétanque-Plätze oder den Angelverein – unermüdlich knüpfte sie Bande, war immer für andere da und suchte nie nach Ehrungen für sich selbst.

Die Löwin der Maison de France
Doch diese Frau des Herzens wusste auch zu kämpfen. Ihre Sternstunde wird uns in Erinnerung bleiben, als sie sich gegen die technokratische Entscheidung stellte, die Maison de France nach dem Abzug der Truppen 1994 zu verkaufen. Wie eine Tempelwächterin kämpfte sie mit Zähnen und Klauen dafür, dass diese letzte Bastion unserer Kultur am Kurfürstendamm französisch blieb. Und diesen Kampf hat sie wider Erwarten gewonnen.
Ein letzter Abschied
Nicole war das lebende Gedächtnis der UFE-Berlin. Erhaben über politische Gräben und kleinliche Kalküle sah sie nur eine Sache: die Verteidigung unserer Gemeinschaft. Bei der UFE kann man über alles sprechen, nur nicht über Politik.

Sie ist gestern leise gegangen, mit der Diskretion der Bescheidenen; ihr Herz hat sie im Stich gelassen, doch niemals ihr Wille. Ihre Charakterstärke behielt das letzte Wort. Nicole hat der Krankheit getrotzt, um ihr letztes Ziel zu erreichen: für den Geburtstag ihrer Enkelin Grâce Lï gestern noch da zu sein. Sie ist als Gewinnerin dieses letzten Kampfes gegangen; aus reiner Liebe hat sie dem Leben diese wenigen Tage mehr geschenkt.
Sie hinterlässt einen Teil ihrer Familie in Marseille, den Hütern ihrer Wurzeln, und den anderen hier in Berlin, mit einem besonderen Gedanken an ihren Sohn Jacques und ihre Kinder, die die letzten Jahre dieser ebenso kämpferischen wie liebevollen Großmutter erhellt haben, ohne dabei ihre Nichte Nathalie und deren Familie zu vergessen.
Ihrer Familie sprechen wir unser tief empfundenes Beileid aus. Die Lücke, die sie hinterlässt, ist riesig, denn Ehrenamtliche ihres Schlages sind selten und kostbar.
Danke, Nicole, für alles, was du den Franzosen in Berlin gegeben hast. Ruhe in Frieden.
Der Vorstand der UFE Berlin
Unter den Beileidsbekundungen, die bei der UFE-Berlin eingegangen sind:
- S.E. der Französische Botschafter in Deustschland, Herr François Delattre
Sehr geehrter Herr Präsident, lieber Xavier,
Bitte seien Sie versichert, wie sehr ich mich Ihnen und dem gesamten Team der UFE-Berlin in diesen so schmerzlichen Umständen verbunden fühle.
Ich weiß um den herausragenden Beitrag, den Frau Nicole Krämer für Ihre Aktivitäten geleistet hat – im Dienste unserer Landsleute und der deutsch-französischen Freundschaft – und ich ermesse die tiefe Lücke, die sie hinterlässt.
Ihr Vorbild wird für uns alle eine wahre Quelle der Inspiration bleiben.
Ihren Angehörigen spreche ich mein aufrichtiges Beileid und mein tiefes Mitgefühl aus.
Mit verbundenen Grüßen,
François Delattre
- Ronan Le Gleut, Senator als Vertreter der außerhalb Frankreichs lebenden Franzosen
Wir vermissen Nicole zutiefst.
Als Symbolfigur der französischen Gemeinschaft in Berlin widmete Nicole Krämer ihr Leben dem Dienst an anderen.
Sie war stets aktiv und dynamisch, und ihre mitreißende Kraft wurde von allen geschätzt.
Nicole war weit mehr als nur ein Bindeglied zwischen zwei Epochen: Sie war ihre Seele. Während sie die Erinnerung an die französischen Streitkräfte in West-Berlin in sich trug, widmete sie sich mit derselben Leidenschaft der UFE Berlin – beseelt von einer Energie, die unerschöpflich schien.
Ich verliere eine liebe Freundin, und die Franzosen in Berlin verlieren eine große Persönlichkeit.
Ronan Le Gleut